Der Adobe-Illustrator-Schreck: Ein bezahlbares Grafikprogramm für gelegentliche Datenvisualisierung
Mit Word, Excel und PowerPointlässt sich absolut jede Informationsvisualisierung erstellen! Es braucht einfach endlos viel Zeit und unendlich starke Nerven.
Spass beiseite …
Natürlich können einfache Infografiken problemlos in Microsoft-Programmen erstellt werden. Ambitioniertere Projekte lassen sich hingegen mit einem richtigen Bildbearbeitungsprogramm viel schneller realisieren.
Für die professionelle Informationsvisualisierung ist eine Arbeit nur mit Word, Excel oder PowerPoint deshalb undenkbar. Doch auch Leute, die nur gelegentlich Informationen visualisieren, können durch die Anschaffung eines richtigen Bildbearbeitungsprogramms oft viel Zeit sparen.
Bis vor kurzem war das aber nicht ganz einfach. Auf die Frage von Kunden oder Teilnehmer meiner Informationsvisualisierungskurse, welches Programm als Ergänzung für Excel & Co. zu empfehlen sei, hatte ich keine gute Antwort. Denn es gab nur eine professionelle, extrem teure oder eine kostenlose, qualitativ ungenügende Option.
Das ist nun anders.
The New Kid on the Block
Inkscape
Kostenlos ist die Open-Source-Software Inkscape.
Das Programm kann erstaunlich viel, hat jedoch einige kritische Lücken und Funktionsmängel, die viel Zeit kosten können. Für die professionelle Anwendung ist Inkscape deshalb keine gute Lösung, vielleicht mit Ausnahme von NGOs, die ein sehr kleines Budget haben.
Illustrator
Am anderen Ende des Preisspektrums befindet sich Illustrator von Adobe.
Diese Firma verfügt mit weiteren Programmen wie Photoshop und Indesign über ein Quasi-Monopol in der Grafikbranche. Und wer hätte es gedacht, diese Programme sind extrem teuer!
Die Firma hat sich durch die Übernahme von Konkurrenten eine dominante Position erkauft (siehe letzter Übernahmeversuch von Figma), sodass heute praktisch jeder Grafiker diese Produkte, die es nur noch als Abonnement gibt, kaufen muss.
Aktuell (November 2023) verlangt Adobe für eine Nutzungslizenz von Illustrator CHF 310 pro Jahr. Das ist deutlich mehr, als das gesamte Microsoft-Paket kostet. Beabsichtigt eine Organisation, 5 Arbeitsplätze für die gelegentliche Erstellung komplexer Informationsvisualisierungen auszurüsten, müsste sie über 5 Jahre CHF 7750 einrechnen. Das ist auch für Schweizer Verhältnisse eine hohe Hausnummer. Den meisten zu hoch.
Affinity Designer
Doch zum Glück gibt es seit kurzem eine sehr attraktive Alternative. Im November 2022 veröffentlichte der Softwarehersteller Serif die stark überarbeitete 2. Version seines Programms Affinity Designer.
Dieses Programm kommt Illustrator punkto Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit erstaunlich nahe. Für Leute, die nicht professionell im Grafikbereich tätig sind, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit alles dabei, was das Herz begehrt und dies zu einem einmaligen Preis von aktuell CHF 69. Dieser Betrag ist in der Schweiz durch Effizienzsteigerung bei der Erstellung einiger Grafiken schnell amortisiert.
Eine weitere tolle Eigenschaft vom Affinity Designer ist die Teil-Kompatibilität mit Illustrator. Dateien des Adobe-Programms können geöffnet und bearbeitet werden. Das kann für Auftraggeber sehr nützlich sein. Denn häufig steht man vor folgendem Dilemma: Eine komplexe Informationsvisualisierung kann der Info-Grafiker mit einem professionellen Programm wie Illustrator viel schneller und somit günstiger erstellen als mit Microsoft-Produkten. Will der Auftraggeber jedoch später eine kleine Änderung vornehmen, kann er die Illustrator-Datei nicht bearbeiten und muss dafür einen Grafiker beauftragen. Mit dem Affinity Designer ist es nun möglich, diese Illustrator-Datei selbst abzuändern. Zudem lassen sich auch PDF-Dateien, die dem Illustrator-Dateiformat sehr ähnlich sind, problemlos bearbeiten.
Wenn Sie oder Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen also regelmässig Informationsvisualisierungen erstellen, sollten Sie einen Kauf vom Affinity Designer schnell prüfen. Denn wer weiss, ob Adobe mit seinem dicken Portemonnaie nicht schon am Verhandlungstisch sitzt, um den Konkurrenten bald in die eigene Tasche zu stecken. Die Preise werden dann sehr wahrscheinlich schnell in luftige Höhen steigen.
November 2023
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